Die grüne Grenze

Roman
Die grüne Grenze
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  • Fargo Cole, Isabel
  • 2017
  • 496
  • gb
Die Amerikanerin Isabel Fargo Cole, preisgekrönte Übersetzerin bedeutender DDR-Autoren, hat einen... mehr
Produktinformationen "Die grüne Grenze"
Die Amerikanerin Isabel Fargo Cole, preisgekrönte Übersetzerin bedeutender DDR-Autoren, hat einen großen Roman über das Leben an der innerdeutschen Grenze geschrieben.Ein junges Künstlerpaar zieht von Berlin aufs Land. Ein Kind ist unterwegs - ungeplant. Die Ehe - unbedacht. Es ist 1973, das Dorf heißt Sorge und liegt in der Sperrzone der DDR im Harz. Editha ist Bildhauerin mit staatlichen Aufträgen, Thomas hat seinen Debütroman geschrieben über ein jüdisches Kind, das, in einem Berliner Haus versteckt, 1945 von einem Offizier der Roten Armee gefunden und aufgezogen wird - und damit über seine eigene Geschichte.Nun will Thomas den Roman über die Grenze schreiben. Hat nicht schon Honecker verkündet, in der Literatur gebe es keine Tabus mehr? Ein historischer Roman bietet sich an, denn der Harz ist schon immer Grenze gewesen, verstrickt zwischen religiösen und politischen Machtsphären, Germanen und Slawen, Mensch und Natur. Thomas kämpft noch mit dem Material, doch 1976 schon ist das "Tauwetter" vorbei. Die kleine Tochter Eli lernt sprechen in einer Welt, in der das Sagen und das Nicht-Sagen-Dürfen, das Wissen und das Wahrnehmen eine hohe Kunst sind. Thomas' Spiele in imaginären Welten mit dem phantasiebegabten Kind sind höchst gefährlich. Als Thomas und Editha kurz vor der "Wende" von einer verdrängten Vergangenheit heimgesucht werden, flüchtet Eli in den Wald - und über mehr als eine Grenze.In der Tradition der großen amerikanischen Gesellschaftserzählungen schafft Cole ein sehr reales Märchen vom Leben an der Grenze und von ihrer Überwindung, genauestens recherchiert und zugleich hochliterarisch."Nachricht von sehr lebendigen Menschen der verschollenen DDR an ihrer äußersten Grenze, am Fuße des Brocken: Isabel Fargo Coles Roman hat mich fasziniert. Eine unbekannte Welt, unter der Lava des üblichen Geredes, die Cole Schicht für Schicht freilegt wie eine Archäologin in Pompeji." Alexander KlugeAls der Weg sich über einen verwüsteten Hang zog, sah er plötzlich meilenweit. Eine endlose weiße Schneise schlängelte sich durch den Wald in der Ferne. Der Schnee blendete, ohne Konturen, Höhen und Tiefen; je länger er hinsah, desto weniger war auszumachen, ein flimmerndes Licht, das alles löschte. Stellte man sich vor, wie eine Figur sich dieser Schneise näherte, ginge sie unter, Schwarz in Weiß, schon bevor sie hinkam, schon vor diesem Licht, das spürbar war, ein Stromfeld. Nicht zu fassen, dass es das gab. Dass jemand über dieses Feld ging.Er sah die Grenze zum ersten Mal wirklich. Berlin war dafür zu flach. Aussichtsplattformen gab es nur drüben. Er war noch nie auf dem Fernsehturm gewesen. Was für ein Privileg. Hier stehen zu dürfen. Hier sogar sein Leben zu verbringen. Dich lassen sie da rein?! Mit den Berliner Freunden hatte er vor kurzem die Bewilligung seines Antrags auf Zuzug ins Sperrgebiet gefeiert. Gefeiert war zu viel gesagt. Darauf getrunken. Die Freunde ratlos, er fühlte sich - hohl. Man hatte ihn durchleuchtet und nichts gefunden. Da konnte man doch von Glück reden.Jetzt spürte er, was für ein Glück es war. So weit gekommen zu sein, wie es nur ging. Vor ihm der saubere Schnitt. Man stand vor diesem Anblick wie auf einem Caspar-David-Friedrich-Felsen. Und konnte sich hinabstürzen, oder nicht. Das war das Geniale an der klaren Linie. Man musste sich entscheiden. Man entschied sich, als freier Mensch: Ich will leben. Ganz normal leben.
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