Von Frauen und Rabbinern

Zwei Erzählungen. Aus dem Jidd. und mit einem Nachwort von S. Klingenstein
Von Frauen und Rabbinern
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  • Grade, Chaim
  • 2020
  • 360
  • gb
Er ist einer der großen Dichter des jüdischen Wilna, und seine Erzählungen bergen Romane: Mit... mehr
Produktinformationen "Von Frauen und Rabbinern"
Er ist einer der großen Dichter des jüdischen Wilna, und seine Erzählungen bergen Romane: Mit Chaim Grade (1910–1982) erscheint in der Anderen Bibliothek erstmals einer der bedeutendsten jiddischen Dichter und Erzähler des 20. Jahrhunderts.

In Wilna, heute Vilnius, im leuchtenden »Jerusalem des Nordens«, wurde Chaim Grade geboren, und von dort und der Enge der jüdischen Dörfer, den Schtetlech zwischen den Weltkriegen, erzählt er – ohne alle sentimentale Verklärung. Seine sinnlich-atmosphärischen
Darstellungen der untergegangenen jüdischen Welt entfalten große persönliche und politische Dramen.
Die kultivierte Perele, Tochter des gelehrten Rabbis von Staripol, ist eine der eindrucksvollsten der vielen Frauengestalten in Grades Erzählungen: eine raffinierte Xanthippe. Als Erbin rabbinischen Adels will sie ihren gutmütigen Mann, Uri-Zwi Königsberg, vom schlichten Prediger zum angesehenen Rabbi befördern – mit Intrige, mit kaltem Kalkül und stummer Unerbittlichkeit. Hinter ihrem Ehrgeiz verbirgt sich ein peinigendes Lebensgeheimnis.
Ob hier, in der Erzählung Die Rebbezin, oder in Lejbe-Lejsers Hof: Der in Synagogen, Wohnungen oder Geschäften erbittert ausgetragene Streit um die religiösen Gebote, der »Religionskrieg« zwischen Traditionalisten und Erneuerern, orthodoxen Eiferern und zionistischen Freidenkern bestimmt die Existenz aller und ist das große Thema von Chaim Grades Erzählkunst. Sein poetisches Gespür für die Träume und Sehnsüchte von Frauen in einer Welt voller Gebote und Verbote lassen ein lebendiges Bild des jüdischen Alltags entstehen.
Auf Lejbe-Lejsers Hof in Wilna sind sie alle vereint: Arbeiter und Handwerker, Fuhrleute, Metzger und Markthändler, Rabbiner und Asketen. Zu den Feiertagen wogt eine Menschenmenge in Festtagskleidung durch den Hof und im Bethaus treffen sich die ganz und
die weniger Frommen. Gefangen in ihrer Welt der Vorschriften und Gesetze, an denen mitunter auch die eigenen Frauen irre werden, leben in Lejbe-Lejsers Hof der fanatisch gläubige Schlosser Hiskia mit seinen drei Töchtern, der Gärtner Schklar oder der Polsterer Moischele,
dessen Frau Nechama den Scheidebrief nicht annehmen will. Familiendramen, Skandale, Schmerz und Scham – es braucht die Auslegung der Religionsgesetze. Es braucht den imposanten Rabbi Joel Weintraub und seine Frau, die Rebbezin Hindele. Sie werden
gerufen, sich wieder einzumischen in die verworrene jüdische Welt.
Chaim Grade weiß viel: Zwischen »es ist verboten« und »es ist erlaubt« gibt es noch etwas anderes – schlichte Menschlichkeit. Von ihr erzählt er mit großer Einfühlung in seine Figuren.
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